Willkommen

Auf nach Panama geht es für uns Vier:
Hannah, Lars, Matthias und Svenja.

In diesem Sommer 2014 beginnen wir unseren Freiwilligendienst in der panamaischen Provinz Veraguas. Entsendet werden wir dabei von dem "Dritte-Welt-Kreis Panama e.V." aus Herdecke. Wodurch die Entsendung ermöglicht wird und wie auch du/Sie uns unterstützen kannst/können, haben wir weiter unten genauer aufgeführt.

Mit den Posts, die hierunter weiter gebloggt werden, halten wir euch immer wieder auf dem Laufenden. Wir hoffen sehr, dass wir dadurch auch noch neue Spender gewinnen können und gehen auch gerne auf interessierte Emails ein. Zögert nicht, uns zu kontaktieren und viel Spaß mit unserem Blog.

Mittwoch, 21. Januar 2015

Piedra de Fogón


Vor einer Woche begann unser erster Arbeitseinsatz in dem neuen Schulbauprojekt in der Comunidad „Piedra de Fogón“, der uns viele, ganz neue Einblicke in das Leben der Nöbge Buglé indigenas ermöglichte.

Am Montag den 5. Januar traten Matthias und ich, da Lars und Hannah diese Woche wegen organisatorischen Dingen in Santiago verbrachten, mit etwas Verspätung unseren Weg nach Piedra de Fogón an. Die Comunidad liegt Mitten in der „Comarca“ der Nöbge Buglé indigenas und ist über einen fast vierstündigen Weg, über nur sehr schwer zu befahrende Straßen, und mit einer anschließenden einstündigen Wanderung, zu erreichen. Außerdem wird sie als eine Comunidad beschrieben, die noch am „Nullpunkt“ der Entwicklung steht. Die Menschen in Piedra de Fogón leben auf einem Berg, von dem man nur zu Fuß und schwer Anschluss an die nächstliegenden Gemeinden hat.


Matthias hatte mir schon einen kleinen Eindruck von der Comunidad voraus, da er mit unserem Ingenieur Lorenzo zur Arbeitsplanung des Schulbauprojekts den Leuten in Piedra de Fogón einen eintägigen Besuch abgestattet hat, und mir so schon ein paar Unterschiede zu anderen Comunidades beschreiben konnte.

Als wir mit dem Auto in der Nähe von Piedra de Fogón ankamen, wurde uns schon von dem extremen, aufbrausendem Wind klar gemacht, dass dieser Arbeitseinsatz irgendwie anders werden würde. Doch gegen jegliche Kräfte des Windes schafften wir es den Berg hoch und kamen in Piedra de Fogón am späten Nachmittag an. Meine ersten Eindrücke  von der Gemeinde und den Menschen in Piedra de Fogón waren zweigeteilt. Zunächst hat diese Gemeinde auf dem Berg eine wunderschöne Aussicht und wir kamen dort wortwörtlich am Ende des Regenbogens an. Die Menschen leben dort jedoch ausschließlich in Lehmhäusern, die Kinder haben dort fast alle dick aufgeblasene Bäuche durch Parasitenbefall und in der ganzen Gemeinde war nicht eine Latrine vorhanden.


Nach unserer Ankunft wurden wir auf  erste kleine Proben gestellt. Wir musste in unserer Unterkunft, die aus einem Raum mit ein paar aufgestapelten Brettern an den Wänden, die als Sitzbänke dienten, unser Schlafquartier herrichten. Wir waren davon ausgegangen ein paar Bambusbetten vorzufinden und hatten daher in weiser Voraussicht keine Matratzen mitgenommen. Ein fataler Fehler wie wir nun feststellen mussten, denn auf nackten Holzbrettern zu schlafen ist absolut nicht erholsam. Außerdem veranlasste Lorenzo einen sofortigen Bau einer provisorischen Latrine am ersten Arbeitstag, damit wir unser Geschäft nicht im Wald verrichten müssten. Eine zweite kleine Hürde brachte das Essen mit sich. Wir hatten unsere Verpflegung, wie auch in den anderen Gemeinden, in denen wir bis jetzt gearbeitet haben, dabei. Wir sind allerdings immer dankbar für eine Mitbewohnerin der Gemeinde, die uns dieses Essen zubereitet, da es neben der Arbeit auf offenem Feuer sehr viel Zeit einnimmt zu kochen. Als Lorenzo dies bei dem Sohn der Familie, bei der wir untergekommen waren, anmerkte, wurde nur ein unschlüssiger Blick auf mich gerichtet. „Ist diese da nicht für das Kochen da?“, war seine Frage. Ein komisches Gefühl wenn man aus einem emanzipieren Deutschland kommt. Ich war Lorenzo sehr dankbar als er das Wort für mich ergriff und den Männern im Raum betätigte, dass ich genauso eine Arbeitskraft war wie er und Matthias, und das es nicht meine Aufgabe sei für uns zu kochen. Hier wurde mir am stärksten der Unterschied zu den anderen Gemeinden klar, in denen wir bis jetzt geholfen haben, da wäre so eine Frage niemals gestellt worden. Nach einer halbwegs schlaflosen Nacht auf zu kalten, harten Holzbrettern und mit pfeifendem Wind, der das Dach des Hauses rüttelte, starteten wir frohen Mutes in die Arbeit. Ich hätte mich in meiner ganzen Zeit hier noch nie so über einen dicken Pulli und warme Socken gefreut wie in diesen Nächten!


Die Bewohner von Piedra de Fogón und den umliegenden Gemeinden haben schon eine bewundernswerte Arbeit geleistet und fast alle Materialien, inklusive Zementsäcken (die 40 kg wiegen), Sand und Steinen den einstündigen Bergweg allein mit Muskelkraft hinauf zur Baustelle geschleppt. Es fehlt nur noch ein kleiner Teil, der den Berg hochgebracht werden muss. Da jedoch die Bewohner daher mit Schleppen beschäftigt waren übernahmen wir nur zu Dritt den Start in die Arbeit auf der Baustelle. Wir begannen mit den Vermessungen, die unter Lorenzos akribischer Leitung den ganzen Tag andauerten. Am zweiten Tag konnten wir dann anfangen das Fundament auszugraben. Das Schulgebäude wird 8 Säulen besitzen, einen großen Unterrichtsraum und einen überdachten Eingang. Dazu wird im Laufe der Arbeiten noch eine Latrine für die Schüler und den Lehrer gebaut werden. Das Graben und Schaufel war unter den schlechten Wetterbedingungen mit extremem Wind und einsetzendem Regen (in der Sommerzeit) jedoch kein Zuckerschlecken. Aber wir kamen gut voran und arbeiteten konzentriert und zügig. Es war schön zu sehen wie die Baustelle jeden Tag ein bisschen größer wurde, das entschädigte auf jeden Fall die Stunden die wir  Schaufelnd im Regen standen.

Im Umgang mit den Bewohner konnten wir immer mehr Vertrauen aufbauen, dass ist sehr wichtig, da die Bewohner der Comarcas allem und allen was von außen kommt sehr kritisch und fast abwehrend gegenüberstehen. Uns kam aber so auch die Situation der Menschen dieser Gemeinde immer näher. Lorenzo wurde schon zu Anfang von dem Präsident der Gemeinde um Unterstützung der Arbeiter gebeten. Die Begründung war, dass viele nicht genug Geld für Essen haben wenn sie in den drei Sommermonaten nicht auf den Feldern von Großgrundbesitzern arbeiten gehen können, weil sie auf der Baustelle mithelfen. Lorenzo konnte ihnen  keine finanzielle Unterstützung zusagen, jedoch versicherte er, dass wir von nun an auch genügen Verpflegung für die Arbeiter mitbringen werden. Wir wurden auch zwischendurch immer wieder von Kindern oder Erwachsenen um kleine Geschenke gebeten. Uns viel es schwer darauf angemessen zu reagieren, einerseits sind wir hier um ihnen zu helfen, andererseits sind wir nicht gekommen um ihnen Geschenke zu machen, sondern für die eine Schule zu bauen. Für mich persönlich war es auch schön, dass ich von den Männern mehr und mehr als Arbeitskraft „ gleichwertig“ gesehen wurde und ich bei Konversationen direkt und mit Namen angesprochen wurde. Diesen Geschlechterteilung betraf allerdings auch Matthias. Alle Frauen redeten normal mit mir, wurden aber stumm und schüchtern sobald sie von Matthias direkt angesprochen wurden.


Am letzten Abend vor unserer Abreise hatte der Besitzer unserer Unterkunft Senor Roberto Geburtstag und aus den verschiedensten Comunidades kamen Leute um seinen Geburtstag zu feiern. Es wurde gesungen und getanzt und dabei der selbstgemachte und am Vortag gepresste „Jugo de Cana“ (Zuckerrohrsaft) getrunken. Dieser gärt über Nacht und wird zu einem leicht süßlichen, alkoholischem Getränk. Das Fest ging die ganze Nacht durch, auch bei eisiger Kälte. Matthias, Lorenzo und ich musste jedoch so gegen 10 Uhr nachts aufgeben, da uns die Kälte ein wenig zusetzte. Es war allerdings schön so einen tiefen Einblick in die Kultur der indigenas zu bekommen und in ihre Art zu Feiern. Am Freitag traten wir nach getaner Arbeit gegen Mittag die Heimreise an und Matthias und ich konnten es am Abend kaum erwarten nach einer leckeren Pizza in unseren warmen, gemütlichen Betten zu liegen.

Diese Woche fuhren wir zu Fünft nach Piedra de Fogón und gruben weiter das Fundament aus und schnitten die Stangen für die Säulen zu. Die Wetterverhältnisse waren diesmal deutlich angenehmer mit weniger Wind und Kälte. Außerdem dachten wir an Matratzen und Hängematten und hatten so einen deutlich komfortableren Aufenthalt. Zu fünft lässt es sich auch aufgeteilter und schneller arbeiten.


Auch wenn die Bedingungen deutlich schwerer sind in Piedra de Fogón, als in den vorigen Gemeinden, ist es doch schön zu sehen, dass die Arbeit genau hier wirklich wichtig ist und, dass man sich an alle Umstände irgendwie doch ganz gut anpassen kann wenn man vorbereitet ist.

/SW

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